A  R  C  H  Ä  O  L  O  G  I  S  C  H  E  S Zentrum Mainz

 

Im Juli 2009 lobte das Ministerium der Finanzen Rheinland Pfalz einen zweiphasigen Realisierungs-Wettbewerb für ein neues Archäologisches Zentrum in Mainz aus. Hierin sollte das Römisch-Germanische Zentralmuseum, das Landesmuseum, und das Archäologische Museum in unmittelbarer Nähe zur Mainzer Ausgrabungsstätte „Amphitheater“ zusammengefasst und durch Gemeinschaftsflächen ergänzt werden. Insgesamt umfasst das Bauprogramm ca. 17.350 m²  BGF.

 

Die drei Gebäude geben durch Ihre verschiedenen Gesichter Hinweis auf Ihre Eigenständigkeit aber auch darauf, dass Sie allesamt den Zeugnissen der Vergangenheit verpflichtet sind. Erst der gemeinsame Kontext, in dem sich die drei Institute gegenüber stehen, in einer halböffentlichen Halle musealen Charakters, erlaubt die Hingabe zu einer Zitat-reicheren Darstellung, als es im öffentlichen Außenraum möglich wäre.

Trotz aller Eigenständigkeit wird eine starke funktionale Verwobenheit durch das Forum und über Brücken durch Selbes hergestellt.  Das Forum als Innenraum und alle Institute unter einem Dach machen die erwünschte Symbiose möglich ohne, dass die Institute Ihre Eigenständigkeit verlieren.

B  O  G  E  N  R  E  I  H  E  N

Das Römisch Germanische Zentralmuseum erhält eine Fassade aus standardisierten Betonfertigteilelementen, die zusammengesetzt eine Abfolge von Rundbögen ergeben. Dreigeschossig übereinander angeordnet entsteht das mit modernen Bautechnologien erstellte Zitat auf ein römisches Theater oder ein Aquädukt. Die Gefache sind mit Gläsern gefüllt, alternierend in vorderer und hinterer Ebene.  Das Thema ist reduziert auf die Form und Anordnung des Rundbogens. Die feine Oberflächenqualität des Architekturbetons und das Glas bringen die nötige technisch reduzierte Qualität, die von zeitgemäßer Architektur erwartet wird. Großbögen markieren die Eingänge bzw. Übergänge in andere Museumsteile.

M I T T E N B E R G E R    S  T  E  I  N

Das Landesmuseum erhält eine weiße Putzfassade in die Fenster mit tiefen, schrägen Laibungen eingeschnitten sind. Die Laibungen sind aus dem ortsbekannten Miltenberger Sandstein, wie er z.B. beim Mainzer Dom zum Einsatz kam.  Die Farbkombination ist auch ein Zitat in Richtung der landestypischen Kombination von weißem Putz und Ochsenblutroten Leibungen und Liesenen, wie sie bei vielen Kirchen und auch weltlichen Bauten der vergangenen Jahrhunderte zu finden ist.

Q  U  A  D  E  R  B  E  R  G

Das Landesarchäologische Institut erhält eine Fassade aus Architekturbetonfertigteilen, die an großformatiges Quaderwerk antiker Zeiten erinnert. Die wenigen Öffnungen sind mehr breite, verglaste  Steinfugen als Fenster. Dieses Zitat geht ebenso ins Ungewisse, wie die Tatsache, das Archäologen bei Ihrer Arbeit auf Ungewisses stoßen.

N  O  R  D  L  I  C  H  T  D  A  C  H

Die Lichtführung innerhalb des AZM wird größtenteils durch das Dach bestimmt. Ein Lamellendach lenkt das Nordlicht hinein und schirmt das direkte Licht aus den übrigen Richtungen ab. Die homogene Zenithlichtqualität trägt in den oberen Ausstellungsebenen und im Forum erheblich positiv zur  Atmosphäre bei.

Museumsbereiche mit Bedarf an verdunkelten Flächen, wie das Landesmuseum beispielsweise, sind in den erdgeschossigen Flächen untergebracht. Hier funktioniert die Lichtführung über die Aussenwände, die vollständig verdunkelt werden kann.

Obgleich die drei Institute durch den gemeinsamen Hintergrund sehr verwand sind, möchten sie dennoch Ihre Individualität nicht einbüßen, sondern mit- und nebeneinander existieren. Der Auftritt nach Außen soll gemeinsam  stattfinden, um einen kulturellen Schwerpunkt für das südliche Mainz bilden zu können.  Im Inneren sollen die drei Institute auch nach der Vereinigung eigenständig ablesbar bleiben.

Z  I  E  L  A  N  A  L  Y  S  E

Die in der Auslobung beschriebenen Zielsetzungen für das AZM lassen das Bestreben erkennen, die Synergien zu nutzen, die sich ergeben, wenn drei Institute ähnlichen Hintergrundes miteinander verknüpft werden. Daher sollen die Gebäude im Bereich der gemeinsam genutzten Funktionen eng miteinander verflochten werden.

Gleichsam besteht der Wunsch nach Wahrung der Individualität der Institute durch Ablesbarkeit von einzelnen Gebäuden. Diese beiden Bestrebungen sind gegenläufig, denn Optimierung ergibt sich durch enges Zusammenrücken bis zur Verschmelzung, und Eigenständigkeit durch Abstand voneinander. Die richtige Balance zu finden ist somit eine der Kernfragen bei vorliegender Aufgabe.

Hinzu kommt, dass die Institute von sehr stark unterschiedlicher Größe sind, und keines von Ihnen neben dem anderen untergehen darf. Eine sinnvolle Nutzungskombination und Baumassenfindung stehen also im Vordergrund der Aufgabe.

G  E  M  E  I  N  S  A  M  E     M  I  T  T  E

 

Aus diesen Anforderungen entstand der Ansatz, den drei Instituten eine gemeinsame Mitte zu geben. Das Forum im Gebäudeinneren soll die Plattform sein, die den drei wesensverwandten Instituten die Eigendarstellung erlaubt, und sie gleichzeitig eng miteinander verwebt.

G  E  M  E  I  N  S  A  M  E  R    A  U  F  T  R  I  T  T

Nach Außen zeigt sich das AZM als geeintes Großinstitut. Ein geschwungenes Band umfasst die enthaltenen Institute und fasst die einzelnen Baukörper zu einer großen Figur zusammen. Es hat die Besonderheit und Aussagekraft, die man von einem Museum erwartet. Leistet gleichzeitig aber auch, den Perforationsgrad aufzuweisen, der nötig ist, um nichtmusealen Nutzungen, wie z.B. Forschungslaboren und Werkstätten, das nötige Tageslicht zu bieten. Es auf die Anforderungen im Inneren optimal angepasst.